Energiepolitische Zäsur im Jahr 2022
Während die Klimakrise zu keiner konsequenten Neuausrichtung in der Energiepolitik führte, waren es leider wieder einmal kriegerische Handlungen die eine Zäsur in der Energiepolitik in Deutschland einleitete. Schon in den Monaten zuvor als die Erdgasreserven in Deutschland immer geringer wurden und spätestens mit den Folgen des kriegerischen Einmarsches von Russland in die Ukraine wurde klar, dass das Ende der Ära des billigen und bequemen Erdgases eingeläutet ist. Es kommt nun mehr denn je die Zeit in der jede:r seinen kleinen Beitrag leisten sollte, um Energie zu sparen, selbst Energie zu produzieren oder auf Teile oder insgesamt auf fossile Energien zu verzichten.
Beispiel geben
In Mechow hat man schon früh erkannt, dass eine Nutzung regenerativer Energien sowohl der Natur als auch den Einwohnern zu Gute kommt. Unsere dörfliche Gemeindestruktur mit den heute 55 Haushalten und 130 Einwohnern war und ist Dank kurzer Kommunikationswege, einer schnellen und pragmatischen Entscheidungsfindung sowie dem Einsatz eines Jeden für die gemeinsame Sache ideal hierfür geeignet.
In einem Panorama 3 Beitrag des NDR2 wurde der Norden von einem Fernsehteam bereist um Beispiele zu zeigen die auch anderen Städte und Gemeinden, Firmen oder Privatleuten als Vorbild für eigene Innitiativen dienen können. Auch Mechow wurde vom NDR Team entdeckt und im folgenden Beitrag ab Minute 7:30 wird die Entstehung, der aktuelle Stand und Ideen für die Zukunft vorgestellt.
Biogasanlage und Wärmenetz in Mechow
Eine der ersten Biogasanlage entstand bereits 1986(!) auf dem Hof Janssen. Sie wurde mit dem Ziel errichtet, eine möglichst günstige Wärme- und Stromversorgung im Betrieb zu erreichen und dabei die beim Betrieb enstehende Hühnergülle zu verwerten. Dadurch konnte auch eine starke Geruchsminderung erreicht werden.
Da nach über 20 Jahren des Betriebs größere und nicht wirtschaftlich darstellbare Reparaturen an der Anlage anstanden, musste die Anlage 2007 zunächst wieder zurückgebaut werden. Dadurch trat dann allerdings bei den Nachbarn wieder eine Geruchsbelästigung auf, wodurch der Wunsch nach Wiederinbetriebnahme der Anlage entstand.
Im Jahr 2008 war der Zeitpunkt dann ausserordentlich günstig. Einerseits kamen an vielen Bestandsimmobilien die vorhandenen Ölheizungen in ein Alter, die einen Austausch erforderten. Zusätzlich war die Erstellung neuer Immobilien im Neubaugebiet absehbar. Dementsprechend war ein ausreichendes Nutzungspotential in der Gemeinde vorhanden. Nachdem auf dem Hof Janssen bereits die Erstellung einer Biogasanlage geplant wurde, bot sich die Nutzung der Wärme an. Mit den Absichtserklärungen, das Wärmenetz für die Gebäudeheizungen an einer Vielzahl von Bestandsimmobilien zu nutzen, wurde der Sprung ins kalte Wasser gewagt und das Vorhaben angegangen.
Gründung der Energiegenossenschaft eG
Das LWK S-H wurde mit der Erstellung der Wirtschaftlichkeitsrechnung beauftragt und im März 2009 wurde diese dann für die Anlage nachgewiesen. Zur Umsetzung wurde vom Landwirtschaftlichen Buchführungsverbands und der Raiffeisenbank Ratzeburg die Gründung einer Genossenschaft empfohlen. Die Energiegenossenschaft eG konnte dann bereits am 21.07.2009 mit 20 Gründungsmitgliedern und für 20 Hausanschlüsse ins Leben gerufen werden.
Unternehmensziele der Energiegenossenschaft eG
„Wärmeversorgung der Haushalte mit regenerativer Energie, die kostenmäßig unterhalb der Energieversorgung mit fossilen Brennstoffen liegt. Neben den Umweltgedanken können die sozialen und kulturellen Belange der Mitglieder leichter erfüllt werden.
Durch ein gemeinsames Projekt das ………. Wir ……….. Gefühl fördern und dadurch positiven Einfluss auf das dörfliche Zusammenleben nehmen.“
Realisierung
Meilensteinübersicht
21.07.2009 | Gründung der Energiegenossenschaft eG |
2011 | Finanzierung (Förderung durch die KfW, Darlehenszusage RaiBa Südstorman/Breitenfelde) |
Ausschreibung der Baumaßnahmen | |
Bau des Wärmenetzes mit 1111 m | |
Fertigstellung von bis dato 18 Hausanschlüssen | |
2013 | Anschluß des Neubaugebiets mit weiteren 86 m |
2014 | Anschluß weiterer 2 Haushalte im Neubaugebiet |
2022 | Innitiative zum Ausbau des Wärmenetz für das gesamte Dorf |
Impressionen aus der Bauphase
Fazit
Schließlich wurde das Mammutprojekt mit riesigem Idealismus, Engagement und vielen Stunden Eigenleistung der Mechower Gemeinde im Jahr 2014 erfolgreich realisiert. Inzwischen sind alle der zwanzig geplanten Hausanschlüsse in Nutzung.
Ausblick
Für das Wärmenetz ist auch in der Zukunft weiteres Potential gegeben, dementsprechend wurde 2016 ein Gutachten für den Primärenergiefaktor erstellt. In 2022 wurde mit den Planungen zum Ausbau des Wärmenetzes 2.0 gestartet mit dem Ziel allen Haushalten in Mechow die Möglichkeit für einen Anschluß an das Wärmenetz zu geben. Wir werden hier weiter berichten.
Zahlen und Daten (Erste Phase)
- Herstellkosten: ca. 360.000 €
- Netzlänge: 1.197 m
- Hausanschlüsse: 20 für 23 Wohneinheiten sowie eine Getreidetrocknung
- Primärenergiefaktor 0,0
- KWK Anteil der Wärmeerzeugung über 70 %
- Erneuerbare Wärme beträgt mindestens 1,4
- Wärmeabnahme: 800.000 kWh/Jahr, 700.000 kWh aus BHKW-Abwärme
- Einsparung von 70.000 Liter Heizöl
- Durchschnittspreis Endverbraucher je kWh: 0,043 €
Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED
Im Herbst 1995 wurde die Stromversorgung der Straßenbeleuchtung in Eigenleistung mitverlegt. Bei der Auswahl der Straßenlampen wurde bereits auf eine möglichst sparsame Technik geachtet. Installiert wurde daher eine Zweikreisschaltung mit 2x 21 Watt, die eine Nachtschaltung ermöglicht. Damit verbrauchen alle 21 Straßenleuchten im Dorf nur ca. 3.500 kWh pro Jahr.
Allerdings sehen wir mit der Verfügbarkeit zuverlässiger und noch sparsamerer LED Technologie ein deutliches Einsparpotential. Bereits 2015 konnte eine erste LED Straßenleuchte nach Gewinn eines Kreiswettbewerbs beschafft werden.
In 2020 war es dann soweit, Dank einer 80% Fördermöglichkeit durch die Aktivregion Herzogtum Laugenburg Nord konnte das Vorhaben realisiert und das Ziel erreicht werden. Alle Straßenlaternen sind nun auf moderne und stromsparende Beleuchtung umgerüstet. Dabei mussten lediglich die Leuchtenköpfe ausgetauscht werden. Neben der Stromersparnis waren weitere positive Nebeneffekte für die Einwohner:innen eine sehr viel bessere Ausleuchtung der Straße bei gleichzeitig zielgerichteteren Ausleuchtung mit weniger Lichtstreuung.